Bitcoin-Millionäre: So sieht ihr Leben wirklich aus

Handel mit Bitcoins

Kaum ein Börsentrend hat in den letzten Jahren so viel Hype erfahren wie der Bitcoin. Er sei die Zukunft, schrieben die einen, er sei der Niedergang, raunten die anderen. Normalbürger bekamen beim Gedanken an die Kryptowährung Dollarzeichen in den Augen, da sie nicht nur vom großen Geld, sondern vielmehr von astronomischen Summen träumten. Befeuert wurde dieser Traum durch die Handvoll an Goldkindern, die der Handel mit dem virtuellen Bezahlmittel hervorgebracht hat. Denn sie verdienten in solch kurzer Zeit so viel Geld, dass sie selbst mit dem Ausgeben nicht mehr hinterherkamen. Nun zeichnen sich bereits die Negativfolgen des Kryptorausches ab: Crashes, Fehlinvestitionen, Verluste statt satter Gewinne. Der Traum vom Neureichtum scheint für viele ausgeträumt. Und dennoch bleibt es faszinierend: Wie leben die sogenannten Bitcoin-Millionäre wirklich? Stimmen die Mythen, die sie umranken? Dieser Artikel klärt auf.

Männlich, jung, spontan: der typische Bitcoin-Millionär

Trifft man einige Bitcoin-Millionäre persönlich, zeichnet sich schnell ein Stereotyp ab: Zu solchem finanziellen Glück kommen vor allem junge Männer mit einem gewissen Interesse an moderner Technik und vor allem einer gehörigen Portion Spontaneität, Vertrauen in die Zukunft und Risikofreude. Denn wer sonst investiert sein Gesamtvermögen von 400.000 Dollar in eine bis dahin kaum bekannte Währung, deren Zukunft noch redlich ungewiss ist? Eines dieser Goldkinder ist James Fickel, der ebenjenes Geschäft wagte, als Kryptowährung Ethereum noch nur 80 Cent pro Münze zu Buche schlug. Sein Mut hat sich gelohnt: Heute kauft man einen Ethereum-Coin für 1.300 Dollar und beläuft sich Fickels Gesamtvermögen auf mehrere Millionen Dollar. Nicht nur er hat nun im Grunde ausgesorgt – auch seine Eltern und seine Schwester müssen sich um Geld in Zukunft keine Gedanken mehr machen. 

Hausen im Crypto-Castle

Die wirklichen Gewinner durch diese Währung sind nicht mehr als eine kleine Gruppe Menschen – kein Wunder also, wenn mehrere sich sogar dazu entschließen, zusammenzuwohnen. So haust Bitcoin-Millionär Jeremy Gardner mit anderen Bitcoinern in einem dreistöckigen Haus, das er liebevoll das „Crypto-Castle“ getauft hat. Er macht keinen Hehl daraus, dass Geld der zentrale Punkt beim Handel mit Bitcoins ist. Auch wenn der virtuellen Währung eine solide Ideologie zugrunde liegt, mache diese maximal 20 Prozent der Motivation eines Traders aus. Manche Bitcoin-Millionäre diversifizieren sich auch, indem sie etwa auch Devisen- oder Aktienhandel betreiben. Es ist lukrativ für sie, unterschiedliche Kontomodelle zu betreiben und diese nach ihrem jeweiligen Vorteil zu nutzen. Ausschließlich um die Erstellung einer neuen Weltordnung geht es daher den Wenigsten. 

Ungleiche Vermögensverteilung – und Geschlechterverteilung

Noch etwas dürfte Kritikern sauer aufstoßen: Die Ungleichheit der Vermögensverteilung kennt in der Welt des Bitcoin keine Grenzen. Während Hilfsorganisationen bereits kritisieren, dass der Großteil des Weltvermögens von nur knapp 44 Prozent der Bevölkerung kontrolliert wird, hätten sie mit den Bitcoin-Millionären ein wahres Fest. Hier konzentrieren sich mehr als 95 Prozent der Währung auf kaum mehr als vier Prozent der Besitzer weltweit – Zahlen, die selbst für den größten Kapitalisten kaum zu fassen sind. Und nicht nur hier findet sich ein Ungleichgewicht. Stattliche 93 Prozent der Investoren sind männlich – das bedeutet, dass Frauen nur 7 Prozent der Bitcoin-Besitzer ausmachen. Die Geschlechtergleichheit scheinen die Erfinder und Promoter des Bitcoins vergessen zu haben, obwohl sie sich ursprünglich eine klassenlose, chancengleiche Gesellschaft als Folge ihrer Erfindung vorgestellt haben.

Angst vor dem Aus

Wird es also immer so weitergehen? Werden immer mehr junge Menschen sich mit Investitionen in die kryptische Währung Millionen aufs Konto schaffen, deren Preise in so kurzer Zeit in solch schwindelerregende Höhen geschossen sind? Selbst einige Bitcoin-Investoren haben daran so ihre Zweifel. Schließlich schaukle sich das Ganze nur zu einer riesigen Blase hoch, die früher oder später platzen müsse. Das angesammelte Millionenvermögen kann dann im Handumdrehen weg sein – davor sind weder die Millionäre selbst, noch Investoren mit geringerem Wert gefeit. Am Investieren hindert das die meisten aber nicht. Zu verlockend sind die Gewinne, die doch noch mit dem Geschäft erzielt werden können, und vielleicht steigt man ja gerade rechtzeitig aus. Auch ist der Traum der weltverändernden Währung noch nicht völlig vom Tisch. So treibt manche Bitcoin-Besitzer auch jetzt noch der Gedanke an, eines Tages nach Puerto Rico zu ziehen und dort eine Art modernes Atlantis aufzubauen. Fernab der europäischen oder amerikanischen Steuereinschränkungen soll dort durch die virtuelle Währung eine völlig neue Welt erschaffen werden, die den Kapitalismus und die Ungleichverteilung des Vermögens doch noch bekämpft.

Diese Ideologie steht in starkem Kontrast dazu, wie die Bitcoin-Millionäre von außen betrachtet werden. Kritiker sehen in ihnen nur eine Reihe Männer aus der elitären Oberschicht, die sich nur noch reicher gemacht haben und nur darauf hoffen, ungeschoren davonzukommen, wenn die Bitcoin-Blase platzt. Doch auch diese Kritiker müssen nicht zwingend Recht behalten. Ob das Ganze in einem finanziellen Desaster endet oder am Ende doch die Weltverbesserungsideologie siegt und der Bitcoin zu einer ernst zu nehmenden Alternative für reguläres Geld wird, kann nur die Zukunft zeigen. In jedem Fall lohnt es sich, das Phänomen im Auge zu behalten.

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