In einem Interview mit dem „Weser-Kurier“ in der letzten Woche, ließ DFB-Chef Reinhard Grindel wissen, dass eSports für ihn kein Sport sei und die steigende Nutzung von mobilen Endgeräten durch Kinder und Jugendliche für ihn eine „absolute Verarmung“ ist. Der 56-Jährige wetterte, auf die Frage was er davon halte, dass der Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD die Anerkennung des eSports als echte Sportart vorsehe: „Fußball gehört auf den grünen Rasen und hat mit anderen Dingen, die computermäßig sind, nichts zu tun. E-Sports ist für mich kein Sport“. Durch das „Exzessive Beschäftigen mit digitalen Endgeräten“ sei eine große Gefahr für die Fußballvereine gegeben. Einen Ratschlag hat er für alle Fans auch noch parat: Man solle sich lieber mehr für die Vereine und für die Erleichterung von Ehrenämtern einsetzen, anstatt „der Unterhaltungsindustrie Steuervorteile zu verschaffen“, so der DFB-Altobere aus Frankfurt.
Es ist kaum zu glauben
Viele wollen es immer noch nicht glauben, was da in Form von Reinhard Grindels „Geblubbere“ aus der DFB-Zentrale zu hören war. Gewöhnt ist man ja schon einiges. Aber mit diesen Verlautbarungen stieß er nicht nur die aktive eSport-Szene vor den Kopf, sondern verunglimpfte auch gleich noch die ganze junge Generation, die wie selbstverständlich heute schon mit „digitalen Endgeräten“ aufwächst. Selbst wenn man den DFB-Granden aus Frankfurt noch zu Gute halten möchte, dass sie den Fußball schützen wollen, sind die Äußerungen nur ein weiteres Beispiel dafür, wie weit sich die Funktionäre des Deutschen Fußballbundes mittlerweile von ihrer Basis und von der gesellschaftlichen Realität entfernt haben.
Selbst die Bundesligavereine sind vorn mit dabei
Es geht dabei auch gar nicht mal um die Frage, ob man zur Anerkennung von eSports als eigene Sportart nicht auch anderer Auffassung sein könnte, sondern vielmehr um die Wortwahl und die damit ausgedrückte Arroganz gegenüber allen in der eSports-Szene Aktiven. Wie man weiß, bilden selbst Bundesligavereine mittlerweile eigene eSports-Akademien und reagieren damit lediglich auf die starke Nachfrage nach eSports-Events. Sie schaffen sich damit zudem willkommene neue Einnahmequellen. Allein das zeigt, wie unsinnig die Behauptungen von Grindel sind. Es kommt einem schon so ein bisschen vor wie Altersstarrsinn. Es kann nicht sein, was nicht sein darf. Wenn Grindel zu allem Überfluss davon redet, dass durch die Förderung des eSports der Spieleindustrie zu Steuervorteilen verholfen würde, muss gesagt werden, dass das wohl irgendwie komplett am Thema vorbeiging.
Er meinte hiermit wohl die großen Hersteller der Smartphones oder die Glücksspielindustrie. Jedoch das Fifa 18-Spielen, dass außer der Anschaffung des Spiels selbst eigentlich völlig ohne Geldeinsatz gespielt werden kann auch noch in die Paradise-Paper-Ecke zu rücken macht deutlich, dass der Mann gar nicht weiß, worüber er redet. Das ist Gaming und nicht Gambing, Herr Grindel! Erschwerend kommt hinzu, dass die Vereine kräftig mitverdienen am Wettgeschäft. Hat sich nicht kürzlich erst die ganze DFL zum Partner eines Wettanbieters gemacht. Irgendwie wirkt das nur noch schizophren und für die meisten überhaupt nicht mehr nachvollziehbar. Bei der Gelegenheit: Quoten für den nächsten Bundesliga-Spieltag gibt es bei wettenerfahrungen.com.
Man kann eigentlich nur hoffen kann, dass er irgendwann schnell das Renteneintrittsalter erreicht und diese Ruhestandsoption auch wahrnimmt. Apropos Rente und Altersvorsorge. Das wäre mal ein Thema. Für viele Jugendliche, die sich heute mit eSports beschäftigen und sich wahrscheinlich dennoch abseits der Konsole fit halten und vermutlich auch noch einer Arbeit nachgehen ist die Rente, so wie sie Herr Grindel demnächst bald dick beziehen wird, heute schon ein Fremdwort. Auch das zeigt, in welch abgehobener Welt man sich in Frankfurter DFB-Kreisen bewegt.